FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

REGIONALLIGA

ENDLICH WIEDER EIN ERFOLGSERLEBNIS

Der FSV Optik gewinnt gegen den FC Rot-Weiß Erfurt nach einem starken Auftritt verdient mit 2:1.

Es bleibt dabei, am Vogelgesang kann Rot-Weiß Erfurt nicht gewinnen. Nachdem sich beide Vereine in Rathenows erster Regionalligazeit vor rund 25 Jahren zweimal 1:1 trennten, gewann Optik diesmal sogar mit 2:1. Und am Ende war der Sieg des Tabellenletzten verdient!

Beide Trainer mussten umstellen. Bei den Gästen fehlte Torjäger Velimir Jovanovic (gegen Lok verletzt), bei Optik natürlich der gesperrte Aleksandar Bilbija und Leon Dippert, dessen genaue Art der Knieverletzung in der kommenden Woche diagnostiziert werden soll. Das, und die englische Woche mit dem dritten Spiel binnen sieben Tagen führten dazu, dass diesmal Kevin Adewumi, Robin Techie-Menson und Süleyman Kapan wieder in die Startelf rotierten.

Falls Groundhopper, Scouts oder Spaziergänger, also Zuschauer die sich nicht ständig mit der Regionalliga befassen, im Stadion waren - sie hätten nach zehn Minuten sicher geglaubt, in schwarz spielt das Schlusslicht, in weiß der Favorit. Es war, jedenfalls aus Sicht der Thüringer, Fußball "verkehrt", der den 600 Zuschauern bei Dauerregen geboten wurde.

Eine engagierte, motivierte und gelöste Optik-Elf ("Ja, der Druck war nach den letzten Niederlagen ein bißchen weg", so Ingo Kahlisch) legte in einem Höllentempo los. Nach genau 21 Sekunden gab es die erste Ecke und nach zehn Minuten hatte Lukas Cichos seine Mannschaft mit guten Paraden gegen Kevin Adewumi und Caner Özcin vor einem Rückstand bewahrt. Besonders auffällig - beim FSV wurden die Angriffe konsequent abgeschlossen.

Und noch etwas stimmte: das Zweikampfverhalten. Das analoge Programm wurde ja abgeschaltet, ansonsten hätten Besitzer eines alten Schwarz-Weiß-Fernsehers schon nach der Anfangsphase keinen Spieler mehr vom anderen unterscheiden können, so sehr biss sich Optik in die Partie, waren die Trikots vom nassen Rasen gezeichnet.

Nächster Höhepunkt war ein 30-Meter-Freistoß von Jerome Leroy, mit vollem Risiko aufs Tor gezogen. Cichos bekam so eben noch die Fäuste hoch. Die erste gefährliche Strafraumszene der Erfurter brachte sofort die 0:1-Gästeführung. Andis Shala hielt beim Schuss von Tobias Hasse den Fuß rein, fälschte so unhaltbar ab. Zu den beiden hinter seinem Tor stehenden Fotografen meinte RW-Keeper Cichos: "Glücklicher gehts nicht."

Rathenow brauchte ein paar Minuten, das zu verdauen und hatte Glück, dass Shala mit einem technisch gekonnten Fallrückzieher nur das Außennetz traf. Wegen mehrerer Verletzungsunterbrechungen gab es vier Minuten obendrauf. Und die hatten es in sich: Süleyman Kapan volley an den Pfosten, Leon Hellwig um wenige Zentimeter am Tor vorbei, auf der Gegenseite Luis Zwick mit Rettungstat gegen George Kelbel. Die folgende Ecke wurde abgefangen, im Konter eine prima Parade von Lukas Cichos gegen Süleyman Kapan. Bis auf Wetter und Ergebnis war das Fußball, der so richtig Spaß machte.

Zur Pause wechselte Thomas Brdaric zweimal aus. Tobias Hasse, früh verwarnt, sollte wohl vor Gelb-Rot geschützt werden. Bei Darryl Geurts hatte das andere Gründe, wie Brdaric hinterher schonunglos anprangerte: "In 45 Minuten hat er keine Flanke gebracht und wenn man das in der Kabine anspricht, auch noch trotzig mit dem Kopf schütteln, dafür habe ich kein Verständnis!"

RWE stand nun besser, der FSV konnte das sehr hohe Tempo nicht durchgängig halten. So blieb es immer noch ein ordentliches Spiel, aber nun mit weniger Torraumszenen. Die beste hatten erst einmal die Gäste. George Kelbel kam aus Nahdistanz zum Abschluss, auf der Linie konnte Benjamin Wilcke retten.

Und dann ließ sich ganz Thüringen einlullen. Auf dem Platz schalteten die Kicker in den Verwaltungsmodus, auf den Rängen wurde der mit Abstand beste Gästeblock der Saison nach gut einer Stunde erstmals ruhig. Eine gute Viertelstunde war noch auf der Uhr, da schlug Süleyman Kapan eine Ecke auf den kurzen Pfosten. Emre Turan lief ein und wuchtete das Leder per Kopf direkt unter die Latte.

Das 1:1 setzte nochmal Kräfte frei. Und endlich wurden die Havelländer auch belohnt. Erst in der Defensive, Rico Gladrows Schuß, an den Luis Zwick vermutlich nicht herangekommen wäre, flog knapp am langen Pfosten vorbei. Und wenig später pfiff Schiedsrichter Tim Kohnert aus Ballenstedt Elfmeter für die Gastgeber, was den Rot-Weiß-Trainer mächtig aufregte. Es ging allerdings nicht um die Berechtigung, sondern um die Entstehung: "Schon zehn Sekunden vorher konnte jeder im Stadion sehen, Wegmann grätscht gleich."

Das muss man nicht wörtlich nehmen, aber tatsächlich war der regelwidrige Einsatz von Marius Wegmann gegen Kevin Adewumi absehbar. Zwei Strafstöße hatte Rathenow in dieser Saison, beide wurden vergeben. Wer also sollte schießen? Süleyman Kapan übernahm die Verantwortung und traf zum 2:1!

Jetzt warf Erfurt logischerweise alles nach vorn, ganz zum Ende der erneut vier Nachspielminuten auch noch Torhüter Cichos. Ingo Kahlisch nahm mit zwei Wechseln noch Zeit von der Uhr, verhalf Jonas Techie-Menson zum ersten Regionalligaeinsatz. Nachdem Kelbel den letzten Schuss weit über den Kasten jagte, durfte Optik jubeln, der vierte Saisonsieg war perfekt.

Ganz ungewöhnlich war der Beginn der Pressekonferenz. "Fang du mal bitte an", sagte Thomas Brdaric, der sich wohl erst sammeln musste...

Ingo Kahlisch: "In der ersten Hälfte war das unser bestes Spiel. Wir haben uns reingebissen und, vielleicht auch ein bisschen überraschend, gewonnen. Ich freue mich für die Jungs. Nach den vielen Nackenschlägen endlich dieses Erfolgserlebnis, auch für alle, die sich hier beim Verein engagieren. Ich muss das auch erstmal sacken lassen, heute aber mal aus freudigem Anlass."

Thomas Brdaric: "Glückwunsch an Rathenow. Ich weiß, dass ihr es hier schwer habt, dennoch immer engagiert arbeitet. Vielleicht war das ein erster Schritt Richtung Klassenerhalt. Wir sind schlecht in die Rückrunde gestartet, das liegt zum einen an der Unsicherheit der Situation bei uns, zum anderen aber auch an mangelnder Erfahrung. Ohne Optik zu nahe treten zu wollen, aber wenn du beim Achtzehnten spielst und lädst den Gegner ein, begehst einfache Fehler, offenbarst Konzentationslücken - so einfach geht es in der Regionalliga nicht. Da darfst du nicht so einfache Fehler machen. Ich fand den Schiedsrichterassistenten auf unserer Seite sehr schwach, aber das war der eine oder andere Spieler von uns heute auch. Einen Dank noch an unsere Fans, einzigartig wie die uns unterstützt haben."

MDR-Bericht

Pressekonferenz

Fotos

RATHENOW: Zwick - R. Techie-Menson, Turan, Langner (90. J. Techie-Menson), Wilcke - Hellwig - Adewumi, Leroy (G/85. Aydogdu), Kapan - Özcin (G), Top (72. Akcakaya)

ERFURT: Cichos - Wegmann (V), Becken, Lela, Adomah - Kaffenberger (G/73. Roschlaub) - Kelbel, Gladrow, Geurts (46. Zingu) - Shala, Hasse (G/46. Pino Tellez)

TORE:
0:1 Andis Shala (26.)
1:1 Emre Turan (74.)
2:1 Süleyman Kapan (82./FE)